Claudia Salzman, Multimediajournalistin der BZ Berner Zeitung, ist momentan unterwegs in Afrika, um eine Geschichte, mitfinanziert vom Medienfonds von real21, zu realisieren. Zwischenberichte gibt’s hier:
Seit einer Woche recherchiere ich dank Real21 in Dakar, Senegal. Der Start verzögerte sich um 24 Stunden, da ich in Lissabon den Anschlussflug verpasste.
Meine erste Afrikareise fängt gut an 🤣 anstatt in #Dhakar falle ich in #Lissabon ins Bett. @tapairportugal zahlt, 🙏🏻 dafür! pic.twitter.com/ZUHrJUoFWV
— Claudia Salzmann (@C_L_A) November 17, 2019
Doch kaum angekommen, tauche ich schnell ein: Ndiouga Seck, dessen Rückkehr ich begleite, holt mich am Flughafen ab. Dieser ist neu 50 Kilometer ausserhalb von Dakar. Wir fahren im rostigen Auto auf einer brandneuen Autobahn durch die schwarze Nacht. Die Geschwindigkeitsanzeige funktioniert nicht, die Windschutzscheibe ist gespalten und die Musik kommt von Secks Smartphone, da das Radio kaputt ist. Es ist warm für mich, für Seck ist es Winter. 24 Grad. Wir halten morgens um 3 Uhr im Brioche Dorée an und er bestellt Pizza für mich. Was sich unter dem vielen Käse verbirgt, bleibt für immer ein Geheimnis.
Ndiouga Seck hat vor einem Jahr sein Hab und Gut gepackt und ist in sein Heimatland zurückgekehrt. Dies nach 15 Jahren in Bern und Zürich. Sein halbes Leben war er in der Schweiz, wurde dort erwachsen.
In einem Container verschiffte er auch Material für ein Restaurant. Dieses hat er in einem rosafarbigen Gebäude eröffnet. Sechs Monate dauerte das, dann musste er aufgeben. Wie in der Schweizer Gastronomie sind die Margen auch hier klein. Es reichte schlicht nicht, um alle zu bezahlen. Insbesondere, weil auch der Hausbesitzer zusätzlich zur Miete eine Umsatzbeteiligung verlangte.
Wir besuchen in den nächsten Tagen seine jüngste Schwester, sie klagt uns ihr Leid wegen des lieben Geldes. Die meisten seiner 11 Geschwister leben auch hier, vier hingegen in der Stadt Bern und ein Bruder in Paris. Das Geld, welches sich die vier in der Schweiz vom Mund absparen, geht an die Mutter. Die 79-Jährige braucht Medikamente für Diabetes und den Grauen Star. Sie lebt mit einer weiteren Schwester in einem Haus. Beim Besuch treffen wir auf eine Nichte, deren Sohn und seine Nanny. Wir setzen uns auf den Boden und essen gemeinsam aus einer grossen Platte. Es gibt roten Reis, alle schieben mir Fisch, Süsskartoffeln und Karotten rüber. Ich schäme mich, dass ich Linkshänderin bin. Diese Hand braucht man hier für andere Dinge.
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Die Mutter, die Nichten und die Schwester sagen alle: «Es ist schön, ist Ndiouga wieder da. Aber hier gibt es kein Geld.» Keine von ihnen hat sein Restaurant besucht, jetzt sei es halt schon zu. Er selber komme selten zu Besuch, sagen sie. Wenn er Hunger hat? «Dann kommt er.» «Aber wir telefonieren täglich», entgegnet er zerknirscht. «Ja, aber ich bin es, die dich anruft», sagt die Mutter. Und alle lachen. Womit mein Protagonist denn Zeit verbringt, wie er sich hier fühlt, ob er wieder in die Schweiz kommt und womit er hier Geld verdient, gibt es Ende Jahr in der Berner Zeitung zu lesen.